Emmas Adoptionsgeschichte

Es begann damit, dass ich, Inga, im April 2002 im Fernsehen eine Sendung über Auslandsadoptionen gesehen habe. Eigentlich hatten wir unsere Familienplanung schon abgeschlossen, da wir schon drei süße Kinder haben. Pauline war zu der Zeit 6, Xenia 4 und Jakob knapp 2 Jahre alt. Da Xenia und Jakob Frühgeburten waren, und Jakob sogar nur 1300 Gramm bei seiner Geburt gewogen hat, wollten wir es nicht wagen, noch ein weiteres Kind selbst zu bekommen. Daher hatten wir schon alle Babysachen verschenkt oder weggeschmissen und hatten das Gefühl, dass unsere Familie komplett ist. Unser Kinderwunsch war nur rational unterdrückt, daher reichte eine Fernsehsendung, um ihn wieder zum Vorschein zu bringen.

Da wir beide uns nach der Fernsehsendung sofort einig waren, dass es vielleicht eine Möglichkeit wäre, unser viertes Wunschkind über eine Auslandsadoption zu bekommen, fing eine Phase der Suche und Orientierung an. Wir schauten im Internet nach Adoptionsagenturen und telefonierten mit Vermittlungsagenturen in Deutschland. Es war für uns nicht ganz einfach, weil wir aus manchen Ländern nicht adoptieren konnten, da wir schon drei eigene Kinder hatten. Für andere Länder waren wir schon zu alt (beide 40 Jahre).

So landeten wir irgendwann bei mehreren Familien, die schwarze Babys in USA nach verhältnismäßig kurzen Wartezeiten adoptiert hatten. Da Jakob noch so klein war und wir die Geschwisterfolge einhalten wollten, erschien uns das eine gute Möglichkeit. Wir nahmen im Juni Kontakt zu zwei Adoptionsagenturen in USA (Children of the World und Adoption ARC) auf und meldeten uns auch beim Jugendamt in Ulm, da wir zur Adoption einen Sozialbericht vom Jugendamt brauchten. Wir bekamen zum Glück auch bald einen Termin, wurden dort allerdings nicht gerade jubelnd empfangen. Die Sozialarbeiter standen einer Auslandsadoption nicht besonders positiv gegenüber. Wir waren gespannt, ob wir einen Sozialbericht bekommen würden.

Eine riesige Hürde kam noch auf uns zu, da sich die Gesetze seit 1. Januar 2002 geändert hatten. Die Haager Adoptionskonvention von 1993 wurde auch in Deutschland gültig und daher wurde es schwieriger, mit Agenturen, die ihren Sitz im Ausland haben, zu adoptieren. Die genaue rechtliche Seite wird unter "Rechtliches" hier auf unserer Homepage dargestellt. Das beschreibt Peter, der hat sich da ziemlich reingearbeitet.

Wir haben dann nach einigen Telefonaten erfahren, dass wir eine Einzelfallgestattung vom Generalbundesanwalt in Bonn brauchen, die die Agentur in USA überprüft, ob sie den Gesetzen der Haager Konvention genügt. Also haben wir uns den Fragebogen aus Bonn besorgt, übersetzen lassen und dann zu Adoption ARC geschickt . Die teilten uns dann mit, dass sie doch längere Wartezeiten hätten und wir mindestens ein Jahr warten müssten. Das war uns zu lange.

Im August 2002 schickten wir dann den Fragebogen zu "Children of the World", einer Adoptionsagentur in New Jersey und die füllten ihn bereitwillig aus. Die Wartezeit von einem halben Jahr war uns auch angenehm, so dass die Zusammenarbeit mit dieser Agentur begann.

Wir mussten Fingerabdrücke bei der Krimnalpolizei in Ulm für das FBI in der USA machen, wir mussten viele Papiere ausfüllen und Fragebögen beantworten. Da wir beide nur Schulenglisch beherrschten, fiel es uns nicht immer leicht, die vielen Telefonate zu führen. Es ging aber immer, da die Mitarbeiter von Children of the World sehr deutlich und langsam sprechen und sich vergewisserten, ob wir alles verstanden haben.

Jetzt kam eine ziemliche Durststrecke, da wir nichts mehr machen konnten und wir warten mussten, ob wir die Genehmigung aus Bonn bekommen, ob wir den Sozialbericht bekommen und ob wir uns finanziell die Adoption leisten konnten, da wir noch einen zusätzlichen Kredit aufnehmen mussten. Wir telefonierten oft mit dem Generalbundesanwalt in Bonn, mit Children of the World und ließen schon mal Reisepässe machen. Es wurde Oktober und wir wurden in Bonn vertröstet, es wurde November und es war noch keine Genehmigung da und plötzlich kam eine e-mail, dass es einen Kindervorschlag für uns gäbe. Unser Puls beschleunigte sich, wir riefen in New Jersey an und mussten leider absagen, weil aus Bonn noch keine Genehmigung vorlag. Wir wurden langsam ungeduldig. Es hieß, vor Weihnachten wüssten wir Bescheid. Aber leider mussten wir bis Januar 2003 warten, bis wir erfuhren, dass Children of the World die Einzelfallgestattung bekommt und wir ein Baby adoptieren dürfen. Jetzt fehlte uns nur noch der Sozialbericht. Das Personal im Jugendamt hatte unterdessen gewechselt, so dass für uns eine neue Sozialarbeiterin zuständig war. Wir mussten daher nochmal einen Hausbesuch bekommen und in der Ungewissheit leben, bekommen wir jetzt einen Sozialbericht oder nicht. Da die Sozialarbeiterin neu in dem Gebiet arbeitete, war es natürlich schwierig die komplizierte rechtliche Lage weiterzugeben. Es war zum Heulen. Wir dachten schon, das wird doch nicht daran scheitern.

Dann kam Ende Januar wieder plötzlich ein Anruf, dass es ein Baby für uns gäbe, wenn wir zustimmen. Die Mutter wäre 22 Jahre, ohne festen Wohnsitz und wolle ihr Baby nicht behalten.

Es sollte ungefähr am 1. März 2003 zur Welt kommen. Wir haben zugesagt. Jetzt bekam die junge Frau unsere Fotos und unsere Lebensberichte und musste entscheiden, ob sie sich vorstellen konnte, dass ihr Kind bei uns aufwächst. Es war eine lange Woche, bis wir die Nachricht bekamen. Sie wollte, dass ihr Kind zu uns kommen würde.

Jetzt ging die Aufregung richtig los. Der Sozialbericht war noch nicht geschrieben, wir hatten noch keine Kreditkarte beantragt, der Kredit war noch nicht auf unserem Konto und es waren nur noch 4 Wochen. Dann mussten noch unsere drei anderen Kinder zu den Großeltern nach Krefeld usw....

Es war eine hektische und aufregende Zeit. Alle waren in freudiger Erwartung, und wir wussten gleichzeitig immer noch nicht, was auf uns zukam. Da wir den genauen Geburtstermin nicht kannten, konnten wir keinen Flug buchen, keinen Urlaub nehmen, kein Hotel buchen und kein Auto mieten.

Jetzt geschah etwas, womit wir nicht mehr gerechnet hatten. Wir bekamen einen Anruf, dass die Mutter verschwunden wäre. Sie ist zu einem Arzttermin nicht erschienen und wäre auch nirgends zu erreichen. Wir hatten uns schon so gefreut - sollte sie sich anders entscheiden? Die Gefühle gingen hin und her. Es ist auch toll, dass die Mutter sich für das Kind entscheiden kann, gleichzeitig hatten wir uns schon gefreut.

Sie tauchte nach 10 langen Tagen wieder auf und sagte, dass sie das Kind unbedingt abgeben wollte. Wir konnten uns also wieder freuen. Endlich hatten wir auch nach eingem hin und her unseren Sozialbericht. Jetzt sollte es also wirklich klappen. Wir saßen auf heißen Kohlen. Dann kam die ersehnte Mail:

Am 27. 2. 2003 ist ein kleines Mädchen in Philadelphia geboren. Da die Mutter erst nach drei Tagen der Adoption zustimmen darf, mussten wir diese Unterschrift noch abwarten. Die Großeltern wurden informiert. Es war aber immer noch nicht klar, wann wir fliegen würden. Es kommt manchmal vor, dass die Mutter das Kind doch behalten möchte, daher ist es sinnvoll, erst nach der Unterschrift Flug, Hotel und Auto zu buchen.

Die Aufregung war aber immer noch nicht zu Ende, da die Mutter aus dem Krankenhaus verschwunden war. Das Kind war bei einer Tagesmutter in Philadelphia und die Mutter war weg. Wir mussten wieder warten und wussten nicht, ob und wann die Mutter auftaucht. Sie hätte zu Children of the World gehen und mehrere Gespräche mit einer Sozialarbeiterin der Agentur führen und dann die Papiere unterschreiben müssen. Aber sie war nicht zu finden. Das war für mich die schwierigste Phase der Adoption, da Emma schon geboren war und bei einer Tagesmutter in Philadelphia lebte. Wir wussten nicht, warum die Mutter verschwunden war und wann und ob sie wieder auftaucht. Ohne die Zustimmung der Mutter konnten wir Emma nicht adoptieren. Sie wäre wohl in ein Heim gekommen. Wir hätten es gut verstehen können, wenn Emmas Mutter sie gern behalten hätte, aber dass Emma in ein Heim sollte, das hätten wir schrecklich gefunden.

Nach drei langen Tagen tauchte sie zum Glück wieder auf und führte die Gespräche und unterschrieb dann auch, so dass endlich klar war, dass unsere kleine Emma zu uns kommt. Jetzt wurde der Flug gebucht, Urlaub genommen, ein Hotel gebucht und ein Auto gemietet. Wie gut, dass es das Internet gibt.


Xenia, Pauline mit Emma und Jakob Juni 2003